Pointer kennen keine Grenzen

Warum einen Hund aus dem Ausland?
ZakiEin ganz schwieriges und immer wieder hart umstrittenes und diskutiertes Thema ist der Auslandstierschutz. Warum soll man einen Hund aus dem Ausland adoptieren, wenn unsere deutschen Tierheime doch auch voll sind? Nimmt man diesen Hunden dann nicht einen wertvollen Platz weg bei Menschen, die sich dazu entschieden haben, einem Vierbeiner ein schönes Zuhause zu schenken und sich ein Leben lang liebevoll um ihn als Familienmitglied zu kümmern?

All diese Fragen muss man sich selber stellen und wenn man sie für sich beantwortet hat, wird man immer wieder damit konfrontiert werden – durch Familienmitglieder, Freunde, Bekannte, Nachbarn oder anderen Hundebesitzern, mit denen man sich beim Gassi gehen austauscht.

Doch muss man sich rechtfertigen? Ist es richtig, dass man seine Entscheidung verteidigen und durch Argumente untermauern muss, wenn man einem Hund aus dem Ausland eine Chance auf ein neues Zuhause gegeben hat oder geben möchte?
FlughafenUnterschied zwischen Hunden aus dem In- und Ausland?
Was genau ist der Unterschied zwischen einem Hund aus dem In- und dem Ausland? Hat es der eine mehr verdient als der andere? Ist es ein Konkurrenzkampf? Das fragen wir uns schon lange. Bei der Recherche zu diesem Thema und auch in der Auseinandersetzung und Diskussion mit Menschen anderer Meinung, wird doch eines deutlich: Oft geht es nicht darum, dass die Menschen Auslandshunden den Platz in einer Familie vielleicht nicht „gönnen“. Die wenigsten denken darüber nach, dass sie doch genauso Wein aus Spanien, Käse aus der Schweiz oder Schinken aus Italien lieben, kaufen und regelmäßig trinken und essen. Doch gibt es nicht auch bei uns Weinbauern, Käsereien und Bauern, die auf diese Umsätze angewiesen wären?

Probleme der deutschen Tierheime

In unserer täglichen Arbeit hören wir immer wieder den Satz: „Wir sind in sämtlichen Tierheimen der Region gewesen – und das seit Monaten, immer wieder. Wir haben einfach nicht den passenden Hund für uns finden können.“
Das klingt zunächst sehr „inszeniert“, doch die Realität bestätigt diese Erfahrungen leider oft.

Seit Einführung der bundesweiten Hundeverordnung und der Einstufung von Hunden in ‘gefährliche Rassen’ sitzen die deutschen Tierheime voll mit unvermittelbaren Hunden. Zahllose Staffords, Bullterrier und Co. sitzen hinter den Gittern deutscher Tierheime ohne Chance auf Vermittlung. Die Konsequenz für die Hunde selbst ist furchtbar, zumal sie absolut unschuldig an diesem Zustand sind.

Oft sind es auch alte, kranke oder verzogene Hunde. Nicht jeder Mensch hat die Zeit und die Kraft, solch einen Hund in sein Leben zu bringen.

©Stephan Lorenzen

©Stephan Lorenzen

Wenn sich nun eine Familie dazu entscheidet, einem kleinen, „unkomplizierten“ Welpen oder Junghund ein neues Zuhause zu geben, ist dies doch grundsätzlich erst einmal eine tolle Entscheidung und unterstützenswert. Viele werden aus Unsicherheit als erstes den Weg zum Züchter suchen. Aber wer ist heute noch ein vertrauensvoller, ehrlicher und seriöser Züchter, der nur das Wohl der Rasse zur Rasseerhaltung im Sinn hat? Wie unterscheidet der Otto-Normal-Verbraucher zwischen den eingetragenen, seriösen Züchtern und den Hobby-Züchtern, denen die Überzüchtung oder die Inzucht egal sind? Leider sind gute Züchter selten geworden. Zu viele Züchter wollen nur den optisch perfekten Hund und achten weniger auf Erbkrankheiten. Und dann gibt es da noch die Hundehändler, die den Hund als Zuchtmaschine sehen und Welpen als Gewinn. Die Hunde von dort sind oft krank und verstört und landen oftmals als schwer vermittelbar im Tierheim.

All das ist für die o.a. Familie sicherlich nicht direkt erkennbar – wenn überhaupt irgendwann. Diese Familie möchte vielleicht keinen optisch perfekten Hund, sondern ein vollwertiges Familienmitglied – mit Ecken und Kanten. Im Laufe der Zeit werden sicherlich immer wieder Probleme auftauchen, die zu bestehen eine Herausforderung ist. Aber wenn man den Hund als Familienmitglied akzeptiert, mit seinen Ecken und Kanten, werden solche Probleme gemeistert und man wird immer mehr ein eingespieltes Team.

Und warum dann nicht einem Hund aus dem Ausland eine Chance geben? Wenn er vielleicht schon in Deutschland auf einer Pflegestelle ist und man ihn besuchen und kennenlernen kann, sich bei einer hoffentlich seriösen Tierschutzorganisation über den Hund, sein Schicksal, seine Vergangenheit, seinen Charakter und die Pro und Contras erkundigen kann.

Wenn man mal in Ruhe darüber nachdenkt, ist das Denken in „Ländern“ und mit „Grenzen“ doch von Menschen gemacht. Die Grenzen wurden von Menschen gemacht und sie existieren in erster Linie in unseren Köpfen. Urlaub wollen wir alle gerne im vermeintlichen Ausland machen, aber helfen wollen die wenigsten – weder vor Ort noch durch Hilfe „von außen“. Passt das zusammen?

Einem Hund ist es egal, welche Sprache der Mensch spricht – für ihn ist es wichtig, einen Menschen zu haben.

Nachhaltigkeit der Hilfe
Auf der anderen Seite ist dies alles aber auch nur ein Teil der Wirklichkeit. Wenn man glaubt, dass man mit der Adoption eines Hundes aus dem Ausland die Situation vor Ort verbessern kann, dann müssen wir dem widersprechen. Das glauben wir nicht. Aber es gibt verschiedene Wege und Mittel, die man miteinander kombinieren kann, um akut in Gefahr befindlichen Hunden zu helfen, diese zu adoptieren und zu sich zu holen, zugleich aber auch im Land selber zu helfen – durch Kastrationsaktionen, Aufklärungsarbeit an den Schulen und der betroffenen Bevölkerung. Aufklärung ist so wichtig – das sicherlich beliebteste Beispiel in Deutschland ist die Umfrage bei Kindern in Städten vor einigen Jahren, welche Farbe eine Kuh hat. Die Antwort war schockierend! Die wenigsten dieser Kinder hatten bis zu diesem Zeitpunkt je eine Kuh gesehen und wenn, dann nur die lila Kuh aus der Werbung. Folglich waren Kühe selbstverständlich lila – oder braun, denn daher kommt der Kakao!

Unseriöse Tierschützer
Unbedingt erwähnen möchten wir an dieser Stelle aber auch die Aktionen unseriöser Tierschützer, die Tiere ohne ausreichende Impfungen und Papiere nach Deutschland holen, Krankheiten verschweigen oder in Kauf nehmen, dass andere Tiere oder sogar Menschen sich anstecken können. Diese Fälle heizen die Stimmung gegen den Auslandstierschutz immer wieder auf – teilweise auch verständlich. Aber gibt es nicht in jedem Bereich des Lebens schwarze Schafe? Darf man anhand dieser alle anderen seriösen Tierschutzvereine über einen Kamm scheren, die sich aufopferungsvoll und mit viel Zeit und Energie um eine bessere Situation der Tiere in den ausländischen Ländern bemühen?

Diese Vereine und Tierschützer sehen ihre Hauptaufgabe nicht in der Vermittlung von Auslandshunden nach Deutschland, sondern in der Prävention vor Ort. Sie unterstützen und initiieren Kastrationskampagnen und andere Maßnahmen, um langsam aber stetig eine Veränderung und Verbesserung vor Ort herbeizuführen.

Doch die Prävention kommt für diejenigen Hunde zu spät, die bereits ausgesetzt, in Tierheimen oder Tötungsstationen abgegeben wurden. Gerade deswegen ist es wichtig, vielschichtig zu denken und zu handeln.

Hinsehen statt kritisieren
Die Kritiker des Auslandstierschutzes sollten sich vielmehr darauf konzentrieren, wie geholfen werden kann und zwar nachhaltig, als auf die Frage ob es grundsätzlich Sinn macht, die Hunde nach Deutschland zu holen. Denn diese Frage stellt sich keinem wirklichen Tierfreund, der auch nur ein einziges Mal gesehen hat, welchen Stellenwert unsere vierbeinigen Freunde in manchen Ländern haben und wie verzweifelt sie sind, sich ihrem schrecklichen Schicksal fügen zu müssen.
„Wer über diese Qual und dieses Leid untätig hinwegsehen kann, nur weil die Hunde das Pech hatten, im falschen Land geboren zu sein, der hat sein Herz am falschen Fleck.“

 

Interessante Einblicke zu diesem Thema gibt auch eine von TASSO durchgeführte Umfrage zu diesem Thema: http://www.tasso.net/Tierschutz/Umfrage