Wenn Sie sich mit der Adoption eines Hundes aus dem Ausland auseinandersetzen und recherchieren, werden Sie unweigerlich immer wieder Begriffen wie „Mittelmeerkrankheiten“, „Reisekrankheiten“, „Leishmaniose“ oder „Ehrlichiose“ begegnen.
Selbst für erfahrene Menschen im Tierschutz ist dies ein Thema, das unglaublich schwierig „zu durchschauen“ ist. Jedes Jahr werden neue Publikationen veröffentlicht, daneben viele Erfahrungsberichte von renommierten und vertrauenswürdigen Organisationen und Tierschützern, und man trifft immer wieder auf Menschen (Hundehalter, Tierärzte, Hundetrainer etc.), die meinen, umfassende Kenntnisse zu diesen Themen zu haben. So entstehen oftmals Unsicherheiten, denn ein gefährliches Halbwissen ist sicherlich nicht förderlich, um dem Thema sachlich zu begegnen.
Wir wollen an dieser Stelle keinerlei Risiken unerwähnt lassen oder verharmlosen, ganz im Gegenteil. Wir setzen uns aber für eine insbesondere sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema Mittelmeer- oder Reisekrankheiten ein.
Wikipedia schreibt als Erläuterung:
Als Mittelmeerkrankheit werden in der Umgangssprache typische, vor allem im Mittelmeerraum beheimatete Erkrankungen bezeichnet.
Beim Haushund gelten als typische „Mittelmeerkrankheiten“:
- Leishmaniose
- Babesiose
- Ehrlichiose
- Hepatozoonose und die
- Herzwurmerkrankung
Der Begriff „Mittelmeerkrankheit“ ist aus zwei Gründen nicht sinnvoll. Zum einen kommen diese Erkrankungen auch in anderen subtropischen und tropischen Gebieten vor, weshalb in der Tiermedizin häufiger der Begriff „Reisekrankheiten“ verwendet wird. Zum anderen sind einige dieser Erkrankungen mittlerweile auch in Mitteleuropa heimisch.
Und hier beginnen die Probleme mit der Recherche auch schon. Durch den Klimawandel verändert sich einiges und somit finden wir bereits einige der Erreger der sogenannten „Mittelmeerkrankheiten“ bereits in Deutschland oder den Nachbarländern. Zu den Mittelmeerkrankheiten zählen daher Leishmaniose und Filarien. Die Babesiose und die Ehrlichiose sind längst keine reinen Mittelmeerkrankheiten mehr, denn sie haben den Einzug über die Alpen schon längst geschafft und befinden sich in großen Teilen Europas inkl. Österreich, Deutschland und der Schweiz.
Vorsorge- und Behandlungsmaßnahmen
Grundsätzlich sollte man bei jedem adoptierten Hund (auch aus Deutschland) darüber nachdenken, ob man ein Reiseprofil von ihm erstellen lässt und ihn somit auf die Reisekrankheiten testen lässt. Bei der Reisefreudigkeit der Deutschen kann es ebenso bei einem Hund aus Deutschland auf einer Reise nach Italien, Südfrankreich, Spanien, Griechenland etc. zum Kontakt mit der Sandmücke gekommen sein. Dieser Hund könnte also ebenfalls u.a. Leishmaniose haben.
Sicherlich ist die Anzahl der an einer Reisekrankheit erkrankten Hunde im Ausland höher – keine Frage. Viele Hunde, die in einem Tierheim ankommen, sind krank, unterernährt oder verletzt. Die Pflege- und Behandlungsmaßnahmen lassen sich nicht mit denen in deutschen Tierheimen vergleichen, deren abgegebene Tiere meistens aus privaten Haushalten stammen.
Seriöse Tierschützer und Tierschutzorganisationen, die (auch) im Ausland arbeiten, wenden daher sehr viel Zeit, Energie, Geld und Liebe auf, um diese Hunde aufzupäppeln und ggf. gesund zu pflegen. Nicht umsonst bitten die meisten seriösen Tierschutzorganisationen immer wieder auch außer der Reihe um Spenden, um besondere Notfellchen versorgen und die Kosten hierfür tragen zu können. Solche Notfälle kommen spontan und unangekündigt – sie sind nicht planbar. Auch erfordern sie von ihren Pflegern viel physische und psychische Kraft, um die täglichen Aufgaben bewältigen zu können. Das größte und schönste Ziel, auf das wir alle tagtäglich hinarbeiten, sind ein schönes Zuhause und eine liebevolle Familie, in die unsere Schützlinge einziehen können. Bewusst gesundheitliche Defizite oder Krankheiten zu verschweigen und damit zu riskieren, dass die Hunde ihr neu und lieb gewonnenes Zuhause wieder verlieren, ist daher für uns nicht einmal denkbar.
Wenn es dann endlich so weit ist, dass einer unserer Hunde ausreisen kann, dann ist er nicht nur gesund gepflegt (falls erforderlich), sondern auch mehrfach grundimmunisiert, mit Parasitenbehandlungen & –prophylaxe und den nötigen Bluttests versehen.
Die Pointer-Freunde betreiben einen sehr hohen Aufwand insbesondere in Bezug auf die tierärztliche Betreuung und Behandlung. Wir arbeiten mit Tierärzten in Deutschland und dem Ausland zusammen, die uns vertraglich verpflichtet sind.
Oft führen wir lieber eine Behandlung mehr als eine zu wenig durch. Auch wir möchten die höchstmögliche Sicherheit haben, dass kein Risiko für unsere geretteten Hunde, aber auch für ihre neuen Familien und für uns in den Pflegestellen besteht. Denn nicht zu vergessen: Viele gerettete Hunde werden bei uns zuhause zur Pflege aufgenommen, bis sie ihr eigenes Zuhause gefunden haben und kommen somit nicht nur mit uns, sondern auch mit unseren Hunden rund um die Uhr in Kontakt.
Sollte ein Hund einmal tatsächlich eine der genannten Mittelmeerkrankheiten haben, wägen wir sehr genau mit unseren Tierärzten ab, welche Behandlung für den Hund sinnvoll ist und auch welche Pflege. Wir haben selber schon Leishmaniose-positive Hunde bei uns aufgenommen und „gesund“ gepflegt – sie leben in der Regel noch nach vielen Jahren ein wundervolles Leben und eine Ansteckung anderer Hunde oder Menschen ist uns bisher nicht bekannt.
Und wenn man Erfahrungen mit Mittelmeerkrankheiten gemacht hat, verlieren diese oft ihren Schrecken.
Wichtiger Hinweis: Welpen unter 10 Monaten
Bitte beachten Sie, dass Hunde unter 10 Monaten noch nicht sicher ausgetestet werden können – auch nicht über einen Bluttest.
Die Welpen könnten über die Muttermilch Antikörper von ihren Müttern mitbekommen haben. Dies bedeutet, der Welpe würde positiv getestet werden, ohne infiziert bzw. erkrankt zu sein. Diese Antikörper – durch die Mutter übertragen – bauen sich im Laufe des ersten Lebensjahres wieder ab. Ein aussagefähiger Test ist daher bei Welpen und Junghunden erst frühestens mit 10 – 12 Monaten möglich, weshalb wir einen erneuten Test mit ca. einem Jahr empfehlen.
Eine gute Übersicht über die genannten Reisekrankheiten, deren Ursprung, Erreger & Überträger und die Krankheitsanzeichen hat die Firma Laboklin, ein akkreditiertes Labor in Deutschland, mit einem der europaweit größten Spektren an selbst durchgeführten und akkreditierten tiermedizinischen Tests, in einem Folder zusammengefasst:
http://www.laboklin.de/pdf/de/service/rat_tat/rt_hund_reisekrankheiten.pdf
Quelle: http://www.laboklin.de/
Unabhängige und Zweitmeinung einholen
Grundsätzlich empfehlen wir immer, ein Gespräch mit Ihrem Tierarzt oder Heilpraktiker zu führen. Sprechen Sie Ihre Sorgen und Ängste ganz offen an. Stellen Sie alle Fragen, die Sie gerne noch einmal von einer Person Ihres Vertrauens beantwortet haben möchten.
Nur bleiben Sie bitte auch hier „kritisch“, denn obwohl es schwer vorstellbar ist bei Fachkundigen wie Tierärzten oder Heilpraktikern: Sie vertreten in der Regel ihre eigene Meinung, die oft nicht wissenschaftlich fundiert ist. Das ist sehr schade, denn insbesondere der Auslandtierschutz ist heutzutage eben auch durch viele schwarze Schafe oft verpönt und wird daher auch schlecht geredet.
Bilden Sie sich daher auch hier Ihre eigene Meinung und hinterfragen Sie die Einstellung desjenigen, den Sie um Hilfe & Rat fragen. Denn es gibt auch viele andere Beispiele von Tierärzten, Heilpraktikern, Homöopathen und Hundetrainern, die sich für einen Hund aus dem Ausland entschieden haben und für sich selber die Risiken abgewogen haben, indem sie sich ausführlich mit dem Thema auseinander gesetzt haben.